Buch Wien 2021
Gerade noch vor dem nächsten Lockout ist es sich ausgegangen: Die Buch Wien konnte gerade noch stattfinden und brachte gleich jede Menge Inspirationen für die Zeit zu Hause und auch Weihnachtsinspirationen...
Ich geben es zu: Ich bin geimpft und auch ein wenig ängstlich. Daher meide ich momentan lieber größere Menschenansammlungen, aber die Buch Wien konnte ich mir dann doch nicht entgehen lassen. Am Donnerstag hab ich noch überlegt, aber am Freitag hielt mich nichts mehr zu Hause.

Mein Einstieg in das Messegeschehen war gleich ein Besuch in der Donau Lounge. In diesem kleinen Eck (im Gegensatz zu den großen Bühnen des ORF oder des Standards) finden immer wieder sehr interessante Vorträge und Lesungen statt. In meinen Augen wird die Literatur aus dem ehemaligen „Ostblock“ bei uns viel zu wenig beachtet, obwohl deren Autoren interessante und spannende Geschichten präsentieren und uns auch en passant viel über die Geschichte ihrer Länder erzählen.

Hier war gerade ein Quiz im Gange, das sich mit seinen Fragen entlang der Donau durch Länder bewegte. Einiges habe ich gewusst und damit auch noch interessante Bücher, wie einen literarischen Reiseführer durch Bratislava gewonnen, einiges habe ich wieder neu gelernt.

Darauf bin ich ein wenig durch die Hallen geschlendert und habe auch bei der Standard Bühne vorbei geschaut, wo gerade Nannerl Wenger ihre Begegnung mit einem krebskranken Briten geschildert hat und einige Passagen aus ihrem Buch gelesen hat.

Gleich danach stellte Oliver Lubrich sein neuestes Buch vor, das sich mit John F. Kennedy beschäftigt. Wusstet ihr, dass JFK als junger Mensch zweimal Deutschland während der Herrschaft der Nationalsozialisten besucht hatte und dass ein Tagebuch mit Eintragungen von diesen Aufenthalten existierte?

Tipp: Oliver Lubrich – Das geheime Tagebuch: Was der junge John F. Kennedy als Besucher in Nazi-Deutschland erlebte.
Danach musste ich aber rasch wieder zurück zur Donau Lounge (ja, manchmal kommt man auf der Buch Wien direkt in Stress), da dort Martin Krafl mit Dora Kaprálová über ihr neues Buch: Inseln. Reisen in die Abgründe der menschlichen Seele sprach und auch daraus vorgelesen wurde. Auch dieses Buch könnte ich doch gleich auf meine Leseliste sitzen ….

Dann wurde es noch schwieriger: Zwei Veranstaltungen zur gleichen Zeit. Ich bleibe in der Donau Lounge, um Rayna Breuer und Cornelius Hell bei ihrem Gespräch zu zuhören, dass sich über das Ende des Kommunismus in Bulgarien dreht und wie die Bewohner eines typischen Plattenbaus in Sofia reagierten: Platte 317 heißt nicht nur der Plattenbau, sondern auch das Buch, das ich so toll finde, dass ich es „erstehen“ muss – und mir dann im Anschluss auch noch eine Widmung durch die Autorin hole. Es ist bereits jetzt ein weiterer Tipp auf meiner Buchliste! Und ich hoffe, baldigst in einer Rezension euch weiter darüber berichten zu können…

Dazwischen pendle ich noch kurz zur ORF-Bühne, um mir zumindest Teile des Gesprächs von Franzobel und Günter Kaindlsdorfer über das neueste Buch Franzobels anzuhören: Die Eroberung Amerikas. Das muss ich auch noch irgendwann mal erstehen. Alles was ich darüber hörte, macht echt Gusto das Buch zu lesen – daher der nächste Tipp:
Franzobel: Die Eroberung Amerikas.

Schließlich bleibe ich dann bei der ORF-Bühne hängen und bereue nichts: Radek Knapp spricht mit Günter Kaindlstorfer über sein Buch Von Zeitlupensymphonien und Mazipantragödien: Österreich, mit den Augen eines Fremdlings gesehen. Selten so gelacht. Ein herrliches Buch, voller Witz – Knapp, in Polen geboren, aber von Kindesbeinen an in Wien beheimatet hält uns witzig und charmant wie kein anderen den Spiegel vor Augen.

Daher schon wieder ein Tipp: Radek Knapp – Von Zeitlupensymphonien und Marzipantragödien: Österreich, mit den Augen eines Fremdlings gesehen.
Ich bleibe sitzen und freue mich auf das Highlights des Tages: Erika Pluhar.

Auch sie stellt auf der großen ORF-Bühne ihr neuestes Buch vor: Hedwig heißt man doch nicht mehr, in dem sie die Situation einer 51-jährigen Frau am Wendepunkt ihres Lebens schildert. Weiterer Eintrag in meine Leseliste! Die Autorin braucht man hier wahrscheinlich nicht mehr vorstellen, ein bisschen will ich es aber doch tun: Burgschauspielerin, Sängerin, Autorin und vor allem eine weise Frau mit einer wunderbaren Stimme, die sie auch immer im richtigen Moment erhoben hat und auch noch erhebt. Bewunderswert!

Mein letzter Tipp: Erika Pluhar: Hedwig heißt man doch nicht mehr
Damit hat sich der Besuch bei der Buch Wien wieder einmal gelohnt und auch für den Lockdown oder für die Weihnachtsgeschenkeliste warten genügend Ideen auf mich. Vielleicht ist für euch ja auch etwas Interessantes dabei gewesen …